RCS-e: Der SMS-Nachfolger soll WhatsApp und Co. Konkurrenz machen
23. Februar 2012
Spätestens seit dem Dienste wie WhatsApp oder Apples iMessage boomen, haben die deutschen Mobilfunkanbieter wohl mitbekommen, dass sie einen entscheidenden Trend verpasst haben. Auch wenn die Zahl der jährlich versendeten SMS stetig steigt, so gehen die Umsätze mit diesem Dienst deutlich zurück.
Im Jahr 1998 wurden rund eine Milliarde SMS in Deutschland versendet und im Jahr 2011 ca. 46 Milliarden, aber im Gegensatz dazu sinken die Einnahmen deutlich. Hierzulande ist es konkret so, dass im Jahr 2005 pro Mobilfunkanschluss durchschnittlich 5,15 Euro pro Monat mit SMS umgesetzt wurden, im Jahr 2010 waren es aber nur noch 1,90 Euro. In anderen europäischen Ländern schaut die Entwicklung ähnlich aus.
Nachdem sich die MMS nie so richtig durchsetzen konnte, soll nun der Dienst RCS-e (Rich Communication Suite enhanced) als Nachfolger der SMS positioniert werden. Sehr einprägsam ist der Name nicht gerade, aber technisch klingt der Service durchaus interessant. Noch im Sommer 2012 soll der vom Branchenverband GSMA entwickelte und von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica (o2) unterstützte Dienst starten. E-Plus konnte man allerdings für dieses Vorhaben nicht ins Boot holen.
Im Kern funktioniert RCS-e wie bekannte Online-Messenger, er bietet aber nützliche Zusatzfunktionen und wird dafür im Gegenzug nicht kostenlos sein. Wie eine Abrechnung erfolgt, ist allerdings noch unklar. Es ist möglich Textnachrichten, Sprache, Bilder, (Live-)Videos und Dateien zu übertragen, wobei der Dienst bei der Übermittlung der Inhalte immer vorher prüft, in welcher Art Netz der Empfänger sich befindet. Videos werden dann zum Beispiel nur zugestellt, wenn man mindestens eine 3G-Verbindung auf seinem Smartphone aktiv hat.
Die Telekom hat im hauseigenen Blog eine erste Demo des Dienstes auf einem Android-Smartphone veröffentlicht, welche einen guten Einblick in das Programm bietet. Durch die Zusammenarbeit mit Hardwarepartnern, soll RCS-e in Zukunft bereits von Haus aus auf vielen Geräten und Plattformen wie Android, iOS oder Windows Phone integriert sein und sich nahtlos in das Telefonbuch einreihen. Ob man den Dienst einfach per App nachrüsten kann ist derzeit noch unklar.
Für Einsteiger ist die Integration in das System sicher hilfreich, da die SMS aber weiterhin fester Bestandteil mobiler Geräte bleiben wird und entsprechende SMS-Flatrates unbegrenztes Versenden der Kurznachrichten ermöglichen, bleibt abzuwarten, wie sich die Kunden entscheiden.
Unterm Strich ist es erfreulich, dass auch die Netzbetreiber auf neue Technologien setzen und die angestaubte SMS so langsam aber sicher aussterben lassen wollen. In erster Linie steht dahinter natürlich die Absicht Gewinne zu erzielen, was auch der Knackpunkt bei RCS-e wäre. Die Nutzer müssen davon überzeugt werden, den bereits etablierten und meist kostenlosen Diensten den Rücken zu kehren.